No sleep 'til...


Ich genieße diese Abende in den Bars. Jene die nie enden sollen. Jene in denen Bier auf Bier folgt. Jene in denen ich hoffe, dass da etwas auf mich wartet und ich durchhalten will, einfach um zu sehen, was es ist. Die Gespräche um mich, dir mich verfolgen bis in die Ubahn, von der ich hoffe, dass sie mich dann doch nach Hause brings.

„Kann ich schauen, ob meine Mutter online war?“, fragt eine junge Frau mit aufreizend offenem Haar ihren Freund in roten Schuhen und Strickmütze. Eine seltsame Frage um viertel eins. Auch er versteht sie nicht.
Die Ansagerin im Ubahnsprechfunk sagt die nächste Station an. Es ist noch nicht meine, aber ich fühle mich von ihr aufgefordert auf die Lücke zwischen Zug und Bordstein zu achten. Dabei will ich nur noch nach Hause. Alles in mir schreit danach, mein Magen, mein Geist, mein ganzer Körper. In meinen Ohren vermischen sich die Sprachen, die um mich wabbern und mir wird schlecht. Endlich meine Station.
Raus! Und jetzt schnell; denn sonst heißt es warten für 15 Minuten und wer will das? Morgen, in ein paar Stunden, muss ich fit sein. Bereit zu arbeiten, im besten Falle nüchtern. Dabei weiß ich, dass ich zu viel getrunken und zu wenig gegessen habe. Das höchste Glück ist am nächsten Morgen, wenn alles gut gegangen ist und ich es schaffe aufzustehen. Wie pervers ist das? Hauptsache ich sitze an meinem Platz. Ja, das ist Leben. Hurra! Hurra! …
Ich stolper durch die verschlossene Haustür und die Stufen meiner Wohnung hoch. Klamotten aus, Wasser trinken und ins Bett. Der Schlaf hüllt mich ein und die Nacht ist blank.

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Ich musste einfach ein paar leere Seiten füllen, die ich beim Schreiben überblätterte. Das bedeutet gar nichts.
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Der Morgen kommt dann, so wie jeden Tag. Er entleert sich vor meinem Fenster, verklebt alles mit seinem weißen Licht. Nach cum riecht es, insbesondere unter der Decke. Ich versuche mich an meine Träume zu erinnern, doch da ist Schwärze und Vergessen.
Dylan quäkt noch immer, er weckt mich seit Monaten. „I want you“, schon klar, ich dich auch. Das Aufstehen fällt schwer, aber der Kopf ist es nicht. Das macht Mut, fasst sogar gute Laune, die sich mit der Erinnerung, warum ich aufstehen muss, verzieht. Jetzt ärgere ich mich, dass ich nicht noch betrunken bin.
Wieder in der Ubahn, diesmal nicht mit Bier und Schnaps im Magen, sondern mit Frühstück und dem ersten Kaffee. Auf den Ohren Turbostaats „Stadt der Angst“, in den Augen die Gesichter der Menschen, die wie jeden Morgen müssen aber nicht wollen. Dann doch lieber die zufriedenen Gesichter der Betrunkenen in den Nächten und den Bars dieser Stadt und jeder Stadt.
Büros sind scheiße, immer, überall. Ein Haufen junger Menschen sitzt da und glotzt auf Monitore. Ich hatte mir mein Erwachsenenleben immer anders vorgestellt, aufregender. Wahrscheinlich sollte ich glücklich sein. Kein Stress, Nichts, nur gleichschreitendes Moneymaking. Die Stütze vom Staat wird jeden Tag attraktiver. Aber damit ist man auch nicht freier. Dann doch lieber wie Bukowski, selber sein Geld verdienen, auch wenn man den Job hasst.
Die Leute im Büro sind nett und lassen mich die meiste Zeit in Ruhe meinen Kram machen. Artikel für ihren blog schreiben. Es gibt spannenderes, aber immerhin. Es ist weder nass, noch windig, noch kalt und es gibt frischen Kaffee so viel man mag. Ich verdiene zwar wenig, knappe 4€ Netto die Stunde, aber daran ist man doch auch immer irgendwie selber schuld, oder? Es ist sowieso egal, wo ich arbeite, meine Erfüllung suche ich nicht in meinem Job. Die liegt woanders. Ein paar Artikel zu schreiben, egal ob die einer liest oder nicht, ist da noch das Beste. Ich schreibe trotzdem unter Pseudonym, schließlich wollte ich schon immer eins haben.
Irgendwann ist dann die Woche vorbei, dass flirten hört auf und die bezahlte und dadurch legitimierte Lebenszeitliquidierung endet für zwei Tage. Und dann? Bier trinken, rauchen, am besten nicht alleine, am besten in der Stammkneipe. Irgendwann, wenn der Abend lang genug war, lande ich in einer der zahllosen Ranzdisko der Stadt. Alle die hier sind, flüchten vor ihrem Leben, so schlecht sie es eben verstehen, mit Bummbummmusik und überteuerten Shots billigsten Schnapses.
Ich besuche eine Freundin auf Arbeit, Schauspielerin, eine der besseren sogar. Es kommt mir vor wie Prostitution, was sie hier macht. Nicht weil sie es nicht könnte. Sie ist konsequent und effektiv, klug und gutaussehend, leidenschaftlich und eloquent. Eine Verschwendung zwischen den stumpfen, plumpen Bässen der Anlage und den hohlen Sprüchen der Zwangsvergnügten. Ist das elitär? Darf man das sagen? Keine Ahnung. Ich sehe ihr gerne beim Arbeiten zu, nippe an meinem Bier, dass ich mir nicht bei ihr gekauft habe, käme mir falsch vor. Ich sauge hustend und an der Bar sitzend die ätzende Stumpfheit dieser Vergnügungshölle auf zwanzigtausend floors ein.
Sie hüpft hinter der Bar umher und bedient die Gäste, wischt den Tresen, serviert Becks 0,33 für3,50€ und immer wieder Wodkaredbull. Die Leute zahlen, geben Trinkgeld, sind froh hier zu sein – die Seligkeit, die einem nur Alkohol besorgen kann. Sie trägt enge Shorts und ein Top auf dem Jägermeister steht, auf dem Kopf Mickey Mouse Ohren aus Leuchtstoffröhren, diese Teile aus Plastik, die geknickt werden müssen, um in den krankesten Farben aufzuleuchten. Das alles ist schief und krum, um mit H. S. Thompson zu sprechen, hätten die Nazis den Krieg gewonnen, wäre das hier der Ort an dem die Menschen ihre Samstagabende verbringen würden. Die Nazis gewannen nicht den Krieg … aber es ist auch Freitag.
Ich bleibe bis zum bitteren Ende, bis sie Schluss macht, bis sie den letzten Tisch abgewischt hat und das letzte Glas gespült hat. Warum? Noch nicht mal aus einer körperlichen Notwendigkeit heraus. Eher um zu sehen, was passiert, um zu schauen, wie es weiter geht. Schließlich ist der Abend nicht zu Ende, auch wenn sie die Lichter anschaltet und von den wohltuenden Schatten nur noch Fragmente bleiben. Sie ist gezeichnet von der Nacht, so wie ich. Und das ist gut, dass beruhigt. Es bedeutet für mich, dass ich nicht der einzige Mensch bin, der diese Nacht als Last und Lust empfindet, den diese Nacht tötet, egal, was man versucht dagegen zu tun. Und das ist gut so. Denn das einzige Mittel, das Abhilfe schüfe, wäre Schlaf und den verlangt hier niemand, noch nicht.

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