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Es werden Posts vom Juni, 2013 angezeigt.

Freunde

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„Es gibt keine Geschichten mehr für mich zu schreiben“, er kotzt diesen Satz raus, als wäre es der klägliche Rest der vorangegangenen Nacht. Dann zieht er an seiner Kippe und nimmt einen Schluck von seinem Bier. Wir sitzen schon eine ganze Weile zusammen und dementsprechend, ist es auch nicht mehr die erste Flasche, die er leert. Ich versuche ihn nicht mehr zu beschwichtigen. Dafür kennen wir uns schon zu lange und dafür ist er schon ein bisschen zu tief in seinem Selbstmitleid versunken. Ich sitze einfach da und höre zu. Hin und wieder nicke ich, oder gebe irgendein Signal meiner Anwesenheit, damit er weiter in seinem Monolog fortfahren kann. Freund zu sein, ist nicht immer leicht. Meistens verlangt diese Position viel Geduld und guten Willen. Oft ist sie einfach nur anstrengend. Insbesondere dann, wenn sich der beste Freund gerade von seiner Liebsten getrennt hat … Nein, eigentlich hat sie sich von ihm getrennt. Er besteht auf diese Feinheit, schließlich ist er Schriftstell

No sleep 'til...

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Ich genieße diese Abende in den Bars. Jene die nie enden sollen. Jene in denen Bier auf Bier folgt. Jene in denen ich hoffe, dass da etwas auf mich wartet und ich durchhalten will, einfach um zu sehen, was es ist. Die Gespräche um mich, dir mich verfolgen bis in die Ubahn, von der ich hoffe, dass sie mich dann doch nach Hause brings. „Kann ich schauen, ob meine Mutter online war?“, fragt eine junge Frau mit aufreizend offenem Haar ihren Freund in roten Schuhen und Strickmütze. Eine seltsame Frage um viertel eins. Auch er versteht sie nicht. Die Ansagerin im Ubahnsprechfunk sagt die nächste Station an. Es ist noch nicht meine, aber ich fühle mich von ihr aufgefordert auf die Lücke zwischen Zug und Bordstein zu achten. Dabei will ich nur noch nach Hause. Alles in mir schreit danach, mein Magen, mein Geist, mein ganzer Körper. In meinen Ohren vermischen sich die Sprachen, die um mich wabbern und mir wird schlecht. Endlich meine Station. Raus! Und jetzt schnell; denn sonst hei

Paulsen, Frottie und ich

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Die Bar ist klein, kaum größer als meine 1-Zimmer-40m²-Wohnung und auch nicht wesentlich sauberer. Die Wände sind behangen mit Bilderrahmen, Urkunden von gewonnen Kegelwettbewerben, 200 Jahre Kreuzberg, eine Preistafel mit Bier für zwee Euro fufzich. Eine Handvoll alter Holztische stehen herum, grobes Holz mit eingeritzten Hinterlassenschaften der Gäste aus den letzten 20 Jahren. Hinter dem Tresen steht Paulsen; niemand kann sagen, wie er wirklich heißt. Jeder ruft ihn Paulsen. Solange ich zurückdenken kann, steht er hinter dieser Bar und verteilt allabendlich seinen flüssigen Gerstensegen an die bedürftigen, einsamen Seelen, die sich aus der Welt da draußen nach einem weiteren dahin eiernden Tag, in die vertraut-dunstige Düsternis, die wohlig nach altem Schweiß, kaltem Rauch und Alkoholdunst riecht, schleppen. Nicht jeder Abend ist gleich, nicht jeder Abend treibt die gleichen Leute durch die Eingangstür. Nur Paulsen ist immer da. Er humpelt, eine Verletzung von seiner Zei