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Magda

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Magda zieht ihre Jacke enger um den Körper. Der Wind ist schneidend und kalt an diesem Septembertag. Der Pullover ist eigentlich schon zu dünn und die Jacke sowieso. Sie würde neue Klamotten brauchen, wenn der Winter halten sollte, was dieser frühe Herbst versprach. Aber sie brauchte schon seit Jahren neue Klamotten. Magda zog das Jäckchen noch enger und bei dem Gedanken an das Geld, das sie dafür auftreiben müsste, fröstelte es ihr bitterlicher als bei der Aussicht auf einen strengen Winter. Magda hieß eigentlich Magdalena. „Wie die Hure“, so sagte sie sich hin und wieder, manchmal um sich Mut zu machen, manchmal um sich vor sich selbst zu rechtfertigen. Meist war es das Letztere. Einen Gott gab es nicht, dessen war sich M. sicher. Es gab nur Menschen und ihren Willen, ihr Umfeld zu kontrollieren. Kirche, Staat und alles andere waren dabei nur Instrumente, um diesen Willen durchzusetzen. M. strich sich durch die Haare, der Versuch, die Frisur in Ordnung zu bringe

Marlen

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Das Radio quäkt seine alltäglichen Horrormeldungen durch die Lautsprecher. Vergewaltiger, Terroristen, Kriminelle. Vorsicht vor überall aufplatzenden Eiterbeulen, die ständig darauf bedacht sind, sich selbst abzuschaffen, heißt es. Dann plärren Tocotronic: „Mach es nicht selbst“. Als ich den Song das erste Mal hörte, empfand ich ihn als Affront, als Beleidigung für alle, die aus der DIY-Kultur kamen. Dann begriff ich, dass sich eine Band wie die Tocos mit einer solchen Aussage selbst denunzieren und in eben jenem Moment sah ich die Ironie. Das sind die guten Songs, die sich nicht unmittelbar öffnen, sondern ihre Doppelbödigkeit verbergen. „Was du auch selber machst, macht schließlich dumm, ausgenommen Selbstbefriedigung.“ Ich beende mein Frühstück, trinke meinen Kaffee und ziehe meine Schuhe an. Raus, zur Arbeit, Alltag. Meine Augen sind noch müde. Sie bleiben es und nach dem Tag kommt der Abend, dann das Wochenende. Um 1800 öffnen sich die Tore des Bürofabrikgebäudes u

Ikonographie

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Am Horizont das Zeichen, dass ein Weg auch weiter geht. Ich sitze am Ufer und beobachte den sich kräuselnden Nachthimmel zu meinen Füßen. Irgendwo pfeift eine Pfeife und huht ein Uhu. Nachts kann ich besser hören. Hinter meiner Stirn sind die ersten Versprechen für einen nächsttäglichen Kater – aber ich trinke weiter. Ziel ist, so lange zu trinken, bis ich kotze. In der eigentlichen Grundlosigkeit liegt genug Grund dafür. Weiser als jetzt werde ich eh nicht mehr, nur noch älter. Das ist eine der vielen Lügen, die im Umlauf sind. Es ist schön hier an diesem Ufer – die tote Ruhe eines Spiegels. Der Alk kickt nicht, verdammter Glückspilz, der ich bin. Irgendwann der Punkt des Unwillens zu funktionieren; die Erkenntnis des Nihilismus und Unfähigkeit, mit ihm umzugehen. Weil es niemanden interessiert. Weil es niemand wahrhaben will. Weil keiner mehr versteht, damit zu leben. Darum saufen? – Vielleicht. Aber kein Grund - nicht wirklich; nie wahr gewesen; nur Spekul