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Der Penny

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Ich trage seit einer ganzen Zeit einen amerikanischen Penny in meiner Hosentasche. Was macht so einen Penny besonders, mag man da fragen. Nun, jedes Kind weiß, dass die Kleingeldmünzen der USA keine Pennys sondern Cents sind. Insofern ist ein amerikanischer Penny schon etwas Besonderes. Entscheidender als das geographische Kuriosum, ist allerdings die Geschichte, wie ich zu diesem Penny kam. Sie ist tatsächlich einzigartig und soll mich daran erinnern nicht zu lügen. In meinem Fall ist das eine heikle Angelegenheit. Sagt schließlich schon eine ganze Menge über mein Verhältnis zum Lügen aus, wenn ich ein kleines Kupferstück brauche, um mich daran zu erinnern, es nicht zu tun. Damit die Geschichte Sinn macht, muss man sich Folgendes vorstellen: Ich lüge für gewöhnlich, wo und wie ich nur kann. Wenn mich eine Frau fragt, ob sie zu dick sei, sage ich, Nein, du siehst blenden aus. Wenn mich jemand fragt, wo die-und-die Straße sei, dann erlüge ich den Weg dahin, manchmal, s

Der Himmel jenseits Berlins

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Ganz leis verklingen die Stimmen der Leute in der Nacht. Die kleine Gruppe hatte gerade Paulsens kleine Kneipe verlassen und war jetzt auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung; es war erst kurz nach eins und die Nacht noch viel zu jung., um schon den Weg nach Hause anzutreten. Darin waren sich alle einig. Uneinigkeit herrschte allerdings darin, wohin man sich nun wenden sollte. Aus der Stammkneipe kamen sie gerade, dort hatte für gute zwei Stunden die Luft gebrannt, alle waren ausgelassen und überschwänglich. Doch dann war die ganze Sache abgeflacht. Der DJ legte nur noch Müll auf und um dazu zu tanzen, waren die Freunde, trotz des mittlerweile beträchtlichen Alkohollevels, beim besten Willen nicht bereit. Soweit kam es noch, dass man sich dazu herab ließ, die Hüften zu blutleerer Musik kreisen zu lassen. Dann doch lieber die Kälte der Straße und die Aussicht auf Besserung im nächsten Club oder der nächsten Bar. Man hatte ja die Auswahl, warum also kleinkariert sein. Ein

F.

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F. kratzte sich am Kopf und drückte seine Zigarette aus. Es war alles nur eine Frage der Zeit, das wusste er und über kurz oder lang käme alles wieder in seine gewohnten Bahnen, dessen war er sich sicher. Die letzten Rauchschwaden seiner Kippe wallten durch den Raum über die Köpfe der Gäste hinweg – der verlorene Geist eines Verschiedenen. Früher glaubte F. an so etwas. Und jetzt?  F. zog die Kapuze seines Pullovers über den blonden Haarschopf und schlang den Mantel enger um den Körper. Kalt war es in diesem Dezember und alle sagten, dass der Restwinter hart werden würde. F. spuckte aus und begann von einem Fuß auf den anderen zu treten. Er würde nicht mehr lange warten. Wenn sie nicht bald raus käme, dann ginge er alleine vor. Er hätte auch klingeln können, doch die Gefahr in ihren dämlichen Freund zu rennen, wollte er vermeiden. Dieser Kerl war die Projektionsfläche für F.‘s gesammelte Verachtung.. Jahrelang hatte er mit sich und seinen Gefühlen für seine Schwester gerungen.

Vom Hasen der einen Tiger liebte

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  Ein Hase saß vor seinem Bau. Schon seit Stunden überlegte er, was er tun sollte. Er grübelte und grübelte und kam doch zu keinem Schluss. Seine Lage war verzwickt und ihm wurde ganz schwer um sein kleines Hasenherz, wenn er daran dachte und da er, seit er sich vor seinen Bau setzte nichts anderes tat, schaute der arme Hase arg traurig drein. Von Zeit zu Zeit ließ er ein kleines Seufzen hören. Dies vernahm das Schwein, das gerade des Weges kam. Nun weiß jedes Kind, dass Schweine sehr neugierige, sanfte und kluge Tiere sind, viel neugieriger und sanfter und klüger als so mancher Mensch. Sich fragend, was denn hier wohl der Sachverhalt sei, trat das Schwein an den Hasen heran und fragte grunzend: „Was seufzt du denn kleiner Hase? Es wirkt ja fast als würdest du es den Trauerweiden gleichtun wollen.“   Der Hase rutschte ganz intuitiv ein Stück näher an seinen Bau heran. Tiere die größer waren als er selbst, machten ihm stets große Angst. Er war schon ein arg ängstlicher Zeitg