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Von der Nacht in den Morgen

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Ich beobachte deine Hände; flink sind sie, waren sie schon damals. Alles an dir ist flink und ich genieße das, denn ich bin es nicht. Wir gehen essen und du stibitzt Frühlingsrollen von meinem Teller. Ich lass dich gewähren. Beobachte die Freude in deinen Augen, den Schalk der dort hervor schlägt und lacht.  Wir unterhalten uns übers Früher, sitzen auf deinem Balkon und schauen biertrinkend in den Nachthimmel aus dessen Wolkenhülle immer mal wieder ein Stern hervor lugt. Ich erzähle viel an diesem Abend. Von meiner Theorie übers Scheitern und du hörst zu. Von meinen Erlebnissen auf der Klassenfahrt mit siebzehn und du lachst. Von meinem Kindheitstraum Kosmonaut zu werden und ich sehe in deine Auge – Noch so eine Sache die ich immer mochte, die ich stundenlang betrachten konnte.  Aber du hast uns nie so gesehen, oder? Du nippst an deinem Bier und nimmst dir eine Zigarette, ziehst ein paar Mal dran und denkst an etwas anders. Auch ich nehme mein Bier, trinke es aus und

Rede zum 3.Oktober

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  wir treffen uns zufällig auf einer bushaltestellenbank. so ein altes ding, auf der man sitzend warten kann bis der bus kommt, unbequem, aus metall, nicht sehr ästhetisch. er sitzt schon dort, mit frustriertem gesichtsausdruck, ein paar bögen papier in der hand. ich denke mir nichts dabei, setze mich zu ihm und warte auf den bus. eigentlich will ich doch nur meine ruhe. er will eigentlich nur jemanden der ihm zu hört.    EIN WICHTIGER POLITIKER - MÄNNLICH, ALT, ÜBERGEWICHTIG - HÄLT DIESE REDE ZUM TdDE. ALLES FREUT SICH.:   „Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Bürgerinnen und Bürger,   „Wir sind das Volk!“, so skandierte es im Herbst vor 23 Jahren durch die Straßen der DDR. Kaum ein Jahr später, am 3.10.1990, gab es, fast 45 Jahre nach der Teilung, erneut nur noch ein Deutschland. Das musste Konsequenzen haben. Nur weil die Köpfe des DDR - Regimes unvorbereitet auf die Einigung waren, heißt es nicht, dass es sich in der alten Republik anders verhie

Kommentar: Antisemitismus in Deutschland

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 Eine Studie vom Januar dieses Jahres belegte, dass in knapp jedem Fünften in der Bevölkerung latent antisemitische Tendenzen vorherrschen. Die Repräsentationsfähigkeit solcher Studien ist stets mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Dennoch ist diese Zahl erschreckend und alarmierend. Wenn Deutschlands Gesellschaft sich, mittels seiner gewählten Repräsentanten, gegen Antisemitismus ausspricht, dann reicht das bloße Lippenbekenntnis schwerlich. Entscheidender ist die Tat. Wenn die Tat also ausbleibt, wo ist dann der Wert des Bekenntnis? Wie kann espassieren, dass in Berlin-Friedenau im August am helllichten Tag ein Mann vorden Augen seiner Tochter verprügelt und beschimpft wird?   Und niemand hat etwas gesehen.  In einer solchen Welt leben wir, wo alle wegschauen, wenn vor der eigenen Haustür ein Mensch wegen seines Glaubens verhauen wird? Sicher, nicht jeder ist ein Held, nicht jeder kann körperlich eingreifen. Aber mehr, als im Nachhinein das Geschehen zu verurte

Review "Beyond the Frontline"

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Eine Arbeitshypothese: Was ist ein Kriegsfilm? Ein Film, der sich mit dem Thema des Krieges beschäftigt. Was ist ein Anti - Kriegsfilm? Ein Kriegsfilm, der, nachdem sich der Dunst der filmischen Schlacht gelegt hat, kritisch seinem Thema gegenübersteht. Ake Lindmanns Beyond the Frontline – Kampf um Karelien ist ein Kriegsfilm. Er beruft sich auf militärische Faktenlagen und die fotografischen und schriftlichen Aufzeichnungen seines Protagonisten Harry Järv (Tobias Zilliacus). Es ist als würden ein paar Zeitzeugen von ihren Erfahrungen berichten – Großvater erzählt von damals und ein grimmiges „Ja, das ist eben der Krieg.“     Winter 1943, finnisch - sowjetische Grenze. Die kleine Einheit um Harry Järv hat mit tiefem Schnee und der Dunkelheit zu kämpfen, lange bevor es überhaupt zu Kampfhandlungen kommt. Von hier wird der Erzählstrang zurück ins Jahr 1942 gespannt. Der Winterkrieg mit der UdSSR ist noch nicht lange vorbei und der Fortsetzungskrieg befindet sich in seinen er