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Review: "Die Vierte Gewalt"

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Die Stadt Ilmenau in Thüringen ist klein, sehr klein. Doch sie besitzt eine immer größer werdende Filmemacherszene. Ein paar dieser jungen Filmschaffenden beweisen mit ihrer Produktion „Die Vierte Gewalt“, die   am Montag um 01:10 (!) im Rahmen der Unicato-Reihe im MDR-Fernsehen lief. In dem Film „Die Vierte Gewalt“ werden die Hintergründe eines Amoklaufes an einer Universität einer Kleinstadt behandelt, in dessen Verlauf die Täterin Lilly (Marie Luise Stahl) ums Leben kommt. Was als vorhersehbarer Plot beginnt, entwickelt sich zu einer intelligenten und tatsächlich überraschenden Geschichte. Erzählt wird in der Retrospektive von Gott und Teufel persönlich (Daniel Krauss und Gotthard Lange). In ihrem Disput über die Besitzansprüche auf Lillys Seele verfolgen beide den Tathergang des Amoklaufs ganz modern via Computerbildschirm und doch ganz klassisch mit Worten aus Goethes „Faust“. Gerade dieser Erzählstrang ist ein Beispiel für die Cleverness des Stoffes. Scheint das Auft

Review: Turbostaat - "Stadt der Angst"

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Alles beginnt mit einem Stampfen und Fiepen, dann ist sie da, die neue Turbostaat -Platte „Stadt der Angst“ und wie jedes Mal befürchtet der Rezensent das Schlimmste. Wie jedes Mal erwartet er endlich die scheiß Platte, die kommen muss, nachdem so viele gute kamen. Jene Platte, die endlich nicht mehr mit der vorherigen mithalten kann, die ihn nicht mehr anspricht auf thematischer, musikalischer oder stilistischer Ebene. Es ist der vielleicht einzige Punkt, in dem Turbostaat enttäuscht, "Zum Glück", möchte der Rezensent sagen, doch wagt es nicht. „Stadt der Angst“ startet mit einem verzweifelten Abgesang auf das junge urbane Leben, das sich in den Städten der Republik entfaltet. „Eine Stadt gibt auf“ pumpt und walzt mit beißenden Gitarren, grummelndem Bass und stampfendem Schlagzeug, bis dann diese gute vertraute Stimme keift: „Siehst du die Fassaden dieser wunderschönen Stadt/ In der jahrelang das Nichts regiert und niemand Freude hat.“ Selten war die turbostaa

Review: Black Rebel Motorcylce Club – „Specter at the Feast“

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Ganz langsam und bedrohlich rollt sie heran, die wuchtige Welle aus Flageoletts und sphärischen Gitarrenglockentönen, dann ein schleppender Bass und ein stampfender Beat, noch ruhig und zurückhaltend, dieses leicht gebrochene, quengelnde Organ mischt sich darunter, ein alter Bekannter für mich. Und dann ist er auch schon vorbei, der erste Track „Firewalker“ von „Specter at the Feast“, dem neuen Longplayer des Black Rebel Motorcycle Club.   Über drei Jahre liegt das letzte Stück zusammenhängender Musik des Trios aus L.A. nun schon zurück. Das damalige „Beat the Devil’s Tattoo“ (2010) wurde nicht von allen gemocht, entsprach so manchem nicht den Erwartungen – das ist nicht weiter wild; es gibt immer jene die nörgeln. Ich liebte die Platte von Beginn an, sie begleitet mich seit damals beständig und präsenter als die vorhergegangenen Alben, von dem ruhigen „Howl“ (2005) einmal abgesehen. „Specter at the Feast“ setzt in jedem Fall dort an, wo „Beat the Devil’s Tattoo“ aufhörte,

Review "Beyond the Frontline"

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Eine Arbeitshypothese: Was ist ein Kriegsfilm? Ein Film, der sich mit dem Thema des Krieges beschäftigt. Was ist ein Anti - Kriegsfilm? Ein Kriegsfilm, der, nachdem sich der Dunst der filmischen Schlacht gelegt hat, kritisch seinem Thema gegenübersteht. Ake Lindmanns Beyond the Frontline – Kampf um Karelien ist ein Kriegsfilm. Er beruft sich auf militärische Faktenlagen und die fotografischen und schriftlichen Aufzeichnungen seines Protagonisten Harry Järv (Tobias Zilliacus). Es ist als würden ein paar Zeitzeugen von ihren Erfahrungen berichten – Großvater erzählt von damals und ein grimmiges „Ja, das ist eben der Krieg.“     Winter 1943, finnisch - sowjetische Grenze. Die kleine Einheit um Harry Järv hat mit tiefem Schnee und der Dunkelheit zu kämpfen, lange bevor es überhaupt zu Kampfhandlungen kommt. Von hier wird der Erzählstrang zurück ins Jahr 1942 gespannt. Der Winterkrieg mit der UdSSR ist noch nicht lange vorbei und der Fortsetzungskrieg befindet sich in seinen er