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Naive Wege

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„Jeder Tag ist eine Flucht und ich weiß nicht, wie lange ich noch fliehen kann. Ich spüre die Angst in mir, die unaufhörlich wächst, die blüht und gedeiht, in der Wärme der Sicherheit, die Angst, die sich nährt an der versteckten Unsicherheit und der Furcht.“ Er hört nicht auf zu reden, schon seit Stunden nicht. Immer wieder derselbe Quatsch. Er redet über seine Freunde, über Sid und Nancy, über A. und H. über seinen Bruder, der nie wirklich sein Bruder war, seine Ex lässt er aus, aber das kostet ihn viel, ich spüre das. Jeder würde das spüren.  Dafür weiß ich am Ende der Nacht alles über seine Ängste, ich weiß alles über sein Leben, das auch nur wie eine Aneinanderreihung von Befürchtungen, Vorurteilen und Pessimismus wirkt, wenn man es herunterbrechen wollen würde. Ich will es nicht. Ich will nur nach Hause, ich will den Park und die steinerne Mauer, auf der wir sitzen, hinter mir lassen. Ich bin müde. Die Sonne geht auf und ich bin müde. Immerhin muß mir b

Der Himmel jenseits Berlins

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Ganz leis verklingen die Stimmen der Leute in der Nacht. Die kleine Gruppe hatte gerade Paulsens kleine Kneipe verlassen und war jetzt auf der Suche nach einer neuen Beschäftigung; es war erst kurz nach eins und die Nacht noch viel zu jung., um schon den Weg nach Hause anzutreten. Darin waren sich alle einig. Uneinigkeit herrschte allerdings darin, wohin man sich nun wenden sollte. Aus der Stammkneipe kamen sie gerade, dort hatte für gute zwei Stunden die Luft gebrannt, alle waren ausgelassen und überschwänglich. Doch dann war die ganze Sache abgeflacht. Der DJ legte nur noch Müll auf und um dazu zu tanzen, waren die Freunde, trotz des mittlerweile beträchtlichen Alkohollevels, beim besten Willen nicht bereit. Soweit kam es noch, dass man sich dazu herab ließ, die Hüften zu blutleerer Musik kreisen zu lassen. Dann doch lieber die Kälte der Straße und die Aussicht auf Besserung im nächsten Club oder der nächsten Bar. Man hatte ja die Auswahl, warum also kleinkariert sein. Ein

Freunde

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„Es gibt keine Geschichten mehr für mich zu schreiben“, er kotzt diesen Satz raus, als wäre es der klägliche Rest der vorangegangenen Nacht. Dann zieht er an seiner Kippe und nimmt einen Schluck von seinem Bier. Wir sitzen schon eine ganze Weile zusammen und dementsprechend, ist es auch nicht mehr die erste Flasche, die er leert. Ich versuche ihn nicht mehr zu beschwichtigen. Dafür kennen wir uns schon zu lange und dafür ist er schon ein bisschen zu tief in seinem Selbstmitleid versunken. Ich sitze einfach da und höre zu. Hin und wieder nicke ich, oder gebe irgendein Signal meiner Anwesenheit, damit er weiter in seinem Monolog fortfahren kann. Freund zu sein, ist nicht immer leicht. Meistens verlangt diese Position viel Geduld und guten Willen. Oft ist sie einfach nur anstrengend. Insbesondere dann, wenn sich der beste Freund gerade von seiner Liebsten getrennt hat … Nein, eigentlich hat sie sich von ihm getrennt. Er besteht auf diese Feinheit, schließlich ist er Schriftstell

F.

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F. kratzte sich am Kopf und drückte seine Zigarette aus. Es war alles nur eine Frage der Zeit, das wusste er und über kurz oder lang käme alles wieder in seine gewohnten Bahnen, dessen war er sich sicher. Die letzten Rauchschwaden seiner Kippe wallten durch den Raum über die Köpfe der Gäste hinweg – der verlorene Geist eines Verschiedenen. Früher glaubte F. an so etwas. Und jetzt?  F. zog die Kapuze seines Pullovers über den blonden Haarschopf und schlang den Mantel enger um den Körper. Kalt war es in diesem Dezember und alle sagten, dass der Restwinter hart werden würde. F. spuckte aus und begann von einem Fuß auf den anderen zu treten. Er würde nicht mehr lange warten. Wenn sie nicht bald raus käme, dann ginge er alleine vor. Er hätte auch klingeln können, doch die Gefahr in ihren dämlichen Freund zu rennen, wollte er vermeiden. Dieser Kerl war die Projektionsfläche für F.‘s gesammelte Verachtung.. Jahrelang hatte er mit sich und seinen Gefühlen für seine Schwester gerungen.