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Ikonographie

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Am Horizont das Zeichen, dass ein Weg auch weiter geht. Ich sitze am Ufer und beobachte den sich kräuselnden Nachthimmel zu meinen Füßen. Irgendwo pfeift eine Pfeife und huht ein Uhu. Nachts kann ich besser hören. Hinter meiner Stirn sind die ersten Versprechen für einen nächsttäglichen Kater – aber ich trinke weiter. Ziel ist, so lange zu trinken, bis ich kotze. In der eigentlichen Grundlosigkeit liegt genug Grund dafür. Weiser als jetzt werde ich eh nicht mehr, nur noch älter. Das ist eine der vielen Lügen, die im Umlauf sind. Es ist schön hier an diesem Ufer – die tote Ruhe eines Spiegels. Der Alk kickt nicht, verdammter Glückspilz, der ich bin. Irgendwann der Punkt des Unwillens zu funktionieren; die Erkenntnis des Nihilismus und Unfähigkeit, mit ihm umzugehen. Weil es niemanden interessiert. Weil es niemand wahrhaben will. Weil keiner mehr versteht, damit zu leben. Darum saufen? – Vielleicht. Aber kein Grund - nicht wirklich; nie wahr gewesen; nur Spekul

"Viva Allein!"

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Ich lasse mich auf meinen Drehstuhl fallen und schalte den Laptop an. Das leise Piepsen sagt mir, dass er startet und ich spüre, die altvertraute Galle in mir aufsteigen, der Widerstand und die Verachtung, die mich fünf Tage die Woche heimsucht wie ein Gespenst. Es hat mich eine Weile gekostet, bis ich darauf kam, was dieses flaue Gefühl im Magen zu bedeuten hatte. Doch schließlich begriff ich es: Ich hasste diesen Job. Das war keine Frage von Einstellung oder eine Phase. Es hing nicht mit aufgeblasenem Rebellentum oder versteckter Faulheit zusammen. Ich hasste diesen Job einfach. Und ich bekam immer mehr den Eindruck, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte. Ich hatte kontinuierlich das Gefühl, verfolgt und beobachtet zu werden. Keiner meiner Handgriffe schien sinnvoll oder begründet. Es war Beschäftigungstherapie, Routine, die mich mit ausreichend Zeit umbringen würde. Nicht körperlich. Ich wäre noch immer da, würde herumlaufen und atmen, aber ich würde hohl

"Here's looking at you, kid"

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Der Mond bricht zwischen den Ästen hervor. Es ist spät, aber noch immer unerträglich heiß. Der Aufstieg war anstrengend und mir steht der Schweiß auf der Stirn. Die Zigaretten und der Alkohol machen sich eben doch immer deutlicher bemerkbar, vielleicht noch nicht in den Zügen meines Gesichts, aber auch das ist nur noch eine Frage der Zeit. Ich lehne meinen Kopf an die kalten Gitter, die verhindern sollen, dass sich ein Selbstmörder von hier oben herunterwirft. „Toter nach Sprung vom Hochbunker“, eine echte Schlagzeile. Sie steht neben mir, gut und klar in ihrem Kleid. Die leichte Brise bewegt ihr dunkles, schweres Haar nur unmerklich. Schön ist sie, eingehüllt vom Licht des Mondes und der Stadt, das zu uns herüber scheint und alles aufweicht, den Stahl, Beton, die Flaschen, Menschen und die Wahrnehmung. Ich frage mich, wie sie schmeckt, obwohl ich es bereits weiß und dann küsse ich sie. Menschen sind vergesslich und darum müssen sie einen Kuss immer wieder erneuern, sie mü