Hinterland

"Hinterland" by Wolf-Peter Arand

Wir jagen unsere Träume durch die Straßen dieser Stadt immer weiter durch die Schatten, dieser tief verwirrten Nacht./ Hinter diesem Spielplatz/ ist die Bank auf der wir saßen,/ jede Stunde die wir hatten, gestohlen und verschlafen, aufgelöst und umgeschrieben, schöner als sie damals waren, ausgedöst und vollverzagen, es sind nur die Augen die versagen./ Es sind nur Wörter./ Es sind nur Lichter./ Im Widerschein der Dunkelheit.//

Und ich zeige dir was ich verließ irgendwann vor fünfzehn Jahren, du kannst es dort noch immer sehen, in den Tiefen meines Klaren./ Das Feld dort hinten, das du siehst, auf dem heute nichts mehr wächst, dort hab’ ich einmal gelebt, doch das damals ist verreckt.//

Der Herzschlag hoch im Hals,/ der Puls auf hundertachtzig,/ und trotzdem ist es kalt im warmen Sonnenschein, am Rauschen des Meeres, im Sand zwischen Steinen, an unzähligen Orten./ Liegen Erinnerungen verborgen,/ doch niemals Schuhe tragen und niemals sind’s Antworten.//

Herzen brechen viel zu leicht und dann gibt es sie nicht mehr an den Küsten dieses Meer’s./ Nur ganz selten blinken Augen kurz vor dem Weg zum Hinterland./ Doch was sind das für Momente, die Momente immer bleiben,/ weil Lügen einfach sind und das Gestern lustig glimmt.//

Auf Inseln leben wir,/ vom Wasser weit umspült/ und dann gehen sie,/ von Menschen unberührt,/ weit, weit, immer weit und weiter fort zum Hinterland, zum Meeresrand./ Immer wieder warten auf endlos langen Kilometern und dann abgeschlagen auf neuen Dampferfahrten.//

„Hängt sie! Hängt sie!“, sagst du heut,/ Vergangenheit die wir einst teilten./ Und erinnerst du dich noch, dass wir nichts bereuen wollten, nur leben, leben, leben, doch das ist jetzt so scheiße schwer./ Wir leiden hier gemeinsam laut, obwohl wir wissen, dass wir’s nicht soll’n./ Weil’s sinnlos ist./ Weil’s ziellos ist./ Weil’s doch nur ewig krankt.//

Das Urteil fällt hier viel zu schnell und am Ende tut es Leid./ Keiner hat etwas geseh’n. Hat es irgendwer geahnt?/ Schultern zucken, warten nur,/ schauend stehend und nichts sagend und nichts wissend, aber redend/ Was möchtest du noch haben,/ was nicht schon gegeben wurde?/ Was kannst du noch erwarten,/ was nicht schon veröden durfte?//

Dann kratzen wir das Geld zusammen und ziehen raus in diese Nacht,/ um die Schmerzen zu vergessen und die Tiefen auszumessen, um uns von neuem zu belügen und jeder Schritt ist viel zu viel./ Es soll nicht enden, dass Gefühl, das gleicht jenem ersten Kuss,/ als sich unsere Geister trafen, als zwei Jäger der Gejagten,/ getrieben von den Schmerzen uns’rer ausgebleichten Herzen.//



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