Review "Safe House"

"Safe House" a review by Wolf-Peter Arand

Ryan ringt mit sich (und allen anderen) und Denzel washingtont im Safe House. oder: Von einem Film, der Auszog puren Wein auszuschenken und stattdessen mit alten Kamellen um sich warf.

 Dies vorweg: Safe House von Daniel Espinosa enttäuscht. Es ist ein Action-Film, es knallt und explodiert, Autoreifen quietschen, Kugeln fliegen, die Kamera wackelt … eigentlich will der Film alles, was nötig wäre, um das Prädikat sehenswerte Action zu bekommen. Leider langweilt Safe House zu Tode. Viel zu durchsichtig ist die Intrige, um die das Geschehen aufgebaut ist. Mit dieser Unzulänglichkeit hätte Daniel Espinosa arbeiten können. Es ist schließlich nicht so, dass die Enden von Action - Filmen den Zuschauer immer überraschen müssten. Aber warum ist am Anfang schon nach wenigen Minuten klar, wer am Ende tot sein wird? Warum wird ein Ende, das schlicht nicht überraschend ist, zu solch einer skandalösen Enthüllung aufgebauscht? Platte Story? Kein Problem, aber bitte nicht so tun als wäre sie clever. Dann doch lieber die Action sprechen lassen. Auch hierzu kann sich Espinosa offensichtlich nicht durchringen. In der Folge muss sich der Zuschauer unweigerlich fragen, was es für einen Sinn hat, dass ein alternder CIA - Deserteur durch Kapstadt gejagt wird.

 Dabei war die Idee doch so schön: Für die Rolle des grauen Wolfs Denzel Washington casten, der hat das schließlich drauf. Für seinen Padawan – wider - Willen einen American Sunnyboy, dem man glaubt, dass er erst noch „hart“ werden muss. Die Wahl fiel auf Ryan Reynolds. Das wirkt im ersten Moment wie ein Rückgriff auf die Ersatzbank, aber er erweist sich immerhin nicht als Fehlbesetzung. Reynolds verkörpert den unerfahrenen CIA - Neuling Matt Weston und legt dabei eine solche Begierde an den Tag aus der Banalität, die der Film ihm diktiert, hervorzutreten, dass dies durchaus Respekt abringt. Aber es reicht nicht aus. Die Figur des Matt Weston bleibt uninteressant.

 Ich mag eigentlich nichts Schlechtes über diesen famosen Schauspieler Denzel Washington schreiben, doch mit der Rolle des CIA - Deserteurs Tobin Frost tut er sich keinen Gefallen und verkommt zunehmend zu einer Parodie seiner selbst. Wer erinnert sich nicht noch lebhaft an diese beeindruckenden Leistungen als Alonzo Harris (Training Day, 2001) oder Frank Lucas (American Gangster, 2007). Das waren Sternstunden. Doch als Tobin Frost macht Washington das, was er schon damals tat, nur gelangweilter und mit mehr Binsenweisheiten über Lüge, Wahrheit und Wein versehen. Würde es sich hierbei um die Performance eines neu aufsteigenden Sterns am Filmhimmel handeln, dann wäre es eine handfeste Leistung; so bleibt nur ein Schulterzucken. 

 Und Brendan Gleeson als korrupter CIA-Agent David Barlow? Eine fast lückenlos beeindruckende Filmographie spricht für Gleeson. Und tatsächlich, er macht seinen Job gut. Routiniert zwar und es scheint durch, dass Gleeson zu mehr fähig ist, doch unterm Strich eine glaubhafte Performance. Schade ist, dass diese Rolle eben nicht den Film trägt. David Barlow hat seine Momente, aber er ist eben der Bösewicht im Hintergrund, nicht mehr. Und doch schafft es Gleeson im Zusammenspiel mit Vera Famigas an der Offensichtlichkeit der Story zu rütteln und einen ganz kurzen Moment des Zweifels aufkommen zu lassen. 

 In schöner Erinnerung bleiben die Farben und einige Stunts. Die Wackelkamera hingegen, die wie ein rip off aus sehenswerteren Action - Filmen daher kommt, wirkt angestrengt und bemüht. Das wäre noch unproblematisch und könnte als Verneigung vor den großen Vorgängern gedeutet werden. Zusammen mit der Vielzahl an Nah - und Detailaufnahmen entsteht jedoch der Eindruck, es solle eine Nähe etabliert werden, die nicht gefüllt wird. So entstehen Leerstellen. Zielgerichtet oder zumindest clever eingesetzt wäre es grandios, rar mit den Informationen umzugehen – es würde spannend. Doch auch hier siegt die Unschlüssigkeit.


  Kurzum: Safe House hätte das Potential zu einem handfesten, spannenden, wenn auch nicht innovativen Action - Film. Doch an den essentiellen Stellen weiß der Film nicht, wo er hin will. Dadurch verschenkt er viel. Das beginnt mit der Nicht - Nutzung des Könnens eines Schauspielers vom Kaliber Denzel Washington und endet bei dem zwanghaften und ideenlosen Einsatz der Wackelkamera - Optik. Es fehlen leider überraschende Wendungen, der letzte Kick, der das Geschehen über den Rand schrammen lässt und den Zuschauer dann erbarmungslos mit sich reißt. Sehenswert? Durchaus. An einen Sonntagnachmittag zu Hause, wenn es draußen regnet, alle DVDs kaputt sind, das Internet zusammengebrochen ist und der Weg zum DVD - Verleih durch Wirbelstürme blockiert. Wenn dann nichts anderes im Fernsehen läuft, dann kann man in den Film reinzappen und sich damit in aller Ruhe für 2 Stunden die Zeit vertreiben. Andernfalls gibt es immer etwas, womit man sich sinnvoller beschäftigen kann. 

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